Geld oder Zeit- Was ist Reichtum

Das Wesentliche - Reich und glücklich sein.

„Glücklich sein“ ist so individuell, dass eine einheitliche Beschreibung dazu nicht möglich ist. Umstände, die den einen Menschen glücklich machen, können einen anderen unglücklich machen oder keinen Einfluss auf dessen Glückserleben haben.

„Reich sein“ aber, das kann ich an Zahlen ablesen: Was auch immer das Zahlungsmittel in einer Gesellschaft ist, man ist reich, wenn man viel davon hat. Geld ist in dieser Hinsicht nahezu magisch, denn ich kann mit Geld alle anderen Mittel und noch vieles mehr erwerben. Kein Wunder also, dass bei uns derjenige als reich gilt, der viel Geld hat. Jedoch ist dies in vieler Hinsicht zu hinterfragen- Was ist „Reich sein“?

 

Besitz zu Zugang

Unsere Gesellschaft ändert sich ständig. Richtig reich sind im oben genannten Sinne vielleicht nur sehr wenige Menschen. Auf der anderen Seite gibt es einen Trend, der davon weg geht, Dinge zu besitzen und dahin geht, Zugang zu den Dingen zu erlangen. Ein Beispiel: Der Besitz eines Autos in der Großstadt, das täglich rund 23 Stunden auf knapper Fläche rumsteht und dafür auch noch ständig Kosten verursacht. Der Zugang zu einem Auto ist in Städten mit Carsharing so leicht und günstig zu haben, dass der Besitz eines Autos für viele keine attraktive Option mehr ist. Das gleiche gilt bei Musik und Filmen, wo vielen der Zugang über das Streaming ausreicht, weil sie keine CDs oder DVDs mehr als Staubfänger im Regal benötigen.

Vom Haben zum Erleben

Im Zuge dieser Sharing-Kultur sehe ich tendenziell auch eine Höherbewertung von Erlebnissen gegenüber dem Besitz. Während früher ein Auto ein Statussymbol war, ist es heute vielleicht die Besteigung eines hohen Bergs. Und wenn ich an die Musik denke, fällt mir auf, dass mir der Besuch eines Konzertes wichtiger geworden ist, als der Besitz einer CD.

Auch in der Welt des Zugangs und des Erlebnisses hilft es natürlich, reich an Geld zu sein. Nur wer Geld zahlen kann, bekommt auch den Zugang zu Infrastruktur und Medien. Wer jedoch das Exklusive nicht unbedingt benötigt, weil es auch der Hausberg tut und nicht der Himalaya sein muss, kann in einer Welt des Teilens und Erlebens mit relativ wenig Geld auskommen.

 

Der andere Reichtum

Definieren wir Reichtum für uns einmal anders. Dazu müssen wir uns von dem lösen, was es in der Gesellschaft so als Übereinkunft zum Reichsein gibt. Drehen wir die Perspektive einmal um und fragen uns, was es für uns ganz persönlich bedeuten könnte, reich zu sein. Wenn wir uns nicht an anderen Menschen messen würden, uns nicht ewig vergleichen würden, sondern nur auf unsere Bedürfnisse schauen würden – was wäre Reichtum dann für uns?

 


„Reich ist, wer viel von dem hat, was ihm wichtig ist.“


Dies ist eine bescheidene Definition von Reichtum. Sie ermöglicht, zufrieden mit dem zu sein, was ich habe und die mir aufzeigt, worauf ich mich konzentrieren sollte, um meinen Reichtum zu mehren. Mir ist derzeit sehr wichtig, dass ich viel Zeit mit mir und dem Yogagedanken verbringe. Wie kann ich mich weiterentwickeln- spezialisieren. Woran habe ich Freude. Außerdem ist mir der Kontakt mit der Natur wichtig. Ich bin noch nicht so reich, wie ich gern wäre, denn ich habe nicht genug von dem, was ich gerade beschrieben habe. Die Konsequenz daraus ist aber gerade das Gegenteil vom gesellschaftlich normierten Reichtumsstreben. Um in meinem Sinne reicher zu werden, muss ich auf Geld verzichten, anstatt mehr Geld zu erlangen. Das heißt also, ich arbeite weniger oder auch eventuell gar nicht und verzichte auf Geld, um mehr Zeit zu gewinnen. Denn Zeit ist mir im Moment das wertvollste Gut zur Weiterentwicklung von Gedanken und Impulsen.

 

Um fair zu bleiben, will ich sagen, dass man sich auch das leisten können muss. Vielleicht hat nicht jeder im Augenblick die Möglichkeit, weniger zu arbeiten, weshalb ich ein Freund der Idee eines bedingungslosen Grundeinkommens bin. Es sind aber auch individuelle und langfristige Entscheidungen, die man treffen kann, wie zum Beispiel ganz bewusst kein Haus auf Kredit zu bauen oder zu kaufen. Kredite gehören zu den Knebelinstrumenten unseres Kapitalismus und zwingen uns zur Arbeit.

 

Am Ende ist es so, dass man sich selbst die Mühe machen muss zu verstehen, was einen ganz persönlich reich machen würde. Was ist mir wichtig? Wovon will ich mehr? Was brauche ich, um glücklich zu sein? Wer eine Antwort auf diese Fragen findet, weiß damit auch, worauf er oder sie sich konzentrieren sollte. Die Reduktion auf das, was einem wichtig ist, macht am Ende reich.

 

Text mit freundlicher Genehmigung angepasst.

Text/ Quellenangabe: Gilbert Dietrich

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