Die beste Yogaübung: VEGAN SEIN

Wer mit Yoga noch keine Berührung hatte, der denkt an Menschen auf einer Yogamatte, die versuchen, einen Fuß hinter den Kopf zu bekommen oder sich irgendwie anderweitig zu verknoten. Das bewusste Atmen und Meditieren verbinden viele auch noch mit Yoga. Aber was soll die vegane Lebensweise mit Yogapraxis zu tun haben?

 

Es gibt tatsächlich eine tiefe Verbindung zwischen der veganen und der Yogi-Lebensweise. 

Ein Erklärungsversuch...



Im dem ca. 2.000 Jahre alten „Yogasutra“ von Patanjali werden zehn Hinweise zur Lebensführung gegeben, mit deren Hilfe das Yoga, also die Erleuchtung, erreicht werden soll. Fünf dieser Hinweise – die „Yamas“ – beziehen sich auf unser Verhalten gegenüber anderen, und fünf – die „Niyamas“ – beziehen sich auf unser Verhalten gegenüber uns selbst. Gerade die fünf „Yamas“ lassen sich mit einer veganen Lebensweise ganz wunderbar in die Tat umsetzen.


Die fünf Yamas und ein veganes Leben

Ahimsa – Gewaltlosigkeit

Nicht verletzen, weder mit Worten, Gedanken noch mit Taten – und das so gut wir eben können. Denken wir an unsere Ernährung: Keine Tiere zu töten oder töten zu lassen und anderen Wesen somit Leid zu ersparen, ist einer der besten Wege, Ahimsa zu üben. Wer sich vegan ernährt, verhindert, dass Tieren Gewalt angetan wird.

 

Wir können zusätzlich noch auf andere Art Ahimsa üben. Entscheiden wir uns gegen Bekleidung aus Leder, Wolle, Pelz oder Federn, gegen einen Besuch in einem Zoo, Delfinarium oder Zirkus, und wann immer wir Stellung gegen Tierversuche, Jagen, Angeln, Pferderennen,  ja selbst das Töten eines Käfers oder einer Fliege beziehen, üben wir Gewaltlosigkeit und kommen so dem Zustand des Yoga ein wenig näher.       

 

Satya – Wahrhaftigkeit            

Hier ist der Bezug zur veganen Lebensweise vielleicht nicht so offensichtlich wie beim Yama der Gewaltlosigkeit. Wenn wir uns jedoch die Werbung für Produkte tierischen Ursprungs anschauen, wird der Bezug doch recht schnell sichtbar. Wir werden ständig über die wahre Herkunft und die tatsächlichen Zustände bei der Herstellung hinweggetäuscht. Frische grüne Wiesen mit frei herumtollenden Tieren, keine Zäune, keine Ketten. Eine absichtliche und offensichtliche Lüge, um unser Gewissen zu beruhigen und uns zum Kauf zu animieren. Von Wahrhaftigkeit ist hier keine Spur. Mit dem Kauf solcher Produkte unterstützen wir den Fortbestand dieser Methoden. Satya bedeutet, wir verschliessen unsere Augen nicht länger vor der Wirklichkeit: die dunklen, engen Ställe, Käfige und grausamen Tötungsfabriken. Hören wir auf,  diese Lügen zu glauben. Die vegane Lebensweise hilft uns dabei, Wahrhaftigkeit zu üben, und zwar bei jeder einzelnen Kaufentscheidung.

 

Asteya – Nicht stehlen      

Vielen Menschen fehlt heute jeglicher Bezug zur Herkunft ihrer Nahrung, ihrer Kleidung, ihrer Kosmetikprodukte usw. Wo  kommt das Steak, das Ei, die Milch, die Lederjacke her? Gehen wir noch weiter:  Wo kommen die Bestandteile des Handys oder Fernsehers eigentlich her? Immer wenn Inhaltsstoffe tierischen Ursprungs zur Herstellung eines Produktes verwendet werden, werden diese den eigentlichen Besitzern gegen ihren Willen weggenommen. Die Kuh gibt keine Milch, damit der Mensch sie in seinen Kaffee gießen kann. Die Milch gehört eindeutig ihrem Kalb. Keine Henne legt Eier, damit der Mensch eine vermeintlich notwendige proteinreiche Mahlzeit hat. Ihre Eier gehören eindeutig nur ihr. Daunen sind das wärmende Federkleid der Ente, Cashmere das Unterkleid einer seltenen Ziege. Diese Liste lässt sich endlos weiterführen, weiter bis zu den Metallen und seltenen Erden in unseren Elektronikartikeln in anderer Art des Stehlens. Beim Verzehr tierischer Produkte machen wir uns des Diebstahls schuldig. Hören wir damit auf, so gut wir können- üben wir uns in Asteya.

 

Brahmacharya – Andere nicht sexuell manipulieren

„Brahma“ ist die schöpferische Kraft und „Acharya“ bedeutet Meister. Die sexuelle Kraft ist die stärkste schöpferische Kraft, die ein Wesen in sich trägt. Diese zu meistern, bedeutet achtsam mit ihr umzugehen – sowohl mit unserer eigenen als auch mit der von anderen.

 

Aber welche Verbindung besteht zwischen Brahmacharya und der veganen Lebensweise? In unserer Gesellschaft sind Tiere nicht länger Individuen, die denken, fühlen, lieben und leiden können, sondern nur noch Waren, Produktionseinheiten, Teilelieferanten und Gebrauchsgegenstände. Sie haben bei uns nicht mehr das Recht, selbst über ihre schöpferische Kraft zu bestimmen, ihre Sexualpartner selbst auszuwählen und selbst zu entscheiden, wann sie Eltern werden möchten. Wir entscheiden für sie, wir züchten, kastrieren, sterilisieren, verstümmeln und vergewaltigen. Ja- wir vergewaltigen.  Wir reden von den entwürdigenden Zwangsbefruchtungen in der modernen Landwirtschaft. Bullen werden entsamt und Kühe werden gegen ihren Willen Schwangerschaften aufgezwungen. Die Tiere sind angekettet und haben keinerlei Einfluss darauf, was mit ihren Körpern und ihrer schöpferischen Kraft geschieht. Sie werden wie in jeder anderen Form der geplanten Zucht sexuell missbraucht und manipuliert. Wann immer wir uns zum Kauf von Produkten und Dienstleistungen entscheiden, die ganz oder teilweise aus dem Leid von Tieren gewonnen werden, nehmen wir aktiv an dieser sexuellen Manipulation teil. Entscheiden wir uns jedoch für vegane Alternativen, so verhindern wir nicht nur Tierleid, sondern üben auch aktiv Brahmacharya.

 

Aparigraha – Nicht horten und gierig sein

Diese Praxis scheint sehr allgemeingültig zu sein und sagt aus, dass wir nur die Dinge kaufen und besitzen sollten, die wir auch tatsächlich benötigen. Das bedeutet nicht nur, dass wir achtsam mit Ressourcen umgehen und nicht zu viel verbrauchen, sondern auch, dass wir auf nicht essenzielle Dinge verzichten. Tierische Produkte sind in den allermeisten Fällen nicht für unser direktes Überleben und unsere Gesundheit notwendig, denn in der heutigen Zeit haben wir fast uneingeschränkten Zugang zu einer riesigen Auswahl an tierfreundlichen Alternativen. Das Gleiche gilt auch für Bekleidung, Kosmetik usw.

 

Besonders traurig ist es, wenn wir zu viel kaufen, nicht verwenden und am Ende wegwerfen. Kaum ein anderes Lebewesen sammelt mehr Futter, als es braucht, nur, um es zu haben und später wegzuwerfen. Wir Menschen tun dies nur allzu häufig und richten damit großen Schaden an. Also lasst uns weniger gierig sein, uns auf das Notwendige beschränken, auf tierfreundliche, vegane Alternativen zurückgreifen und so täglich aufs Neue Aparigraha üben. 


Yoga ist eine Alltagspraxis und findet nicht nur auf der Yogamatte statt. Lebe gewaltlos, wahrhaftig, stiehl nicht, manipuliere niemanden sexuell und sei nicht gierig.

 

Wer sich für eine vegane Lebensweise entscheidet, der praktiziert fast automatisch diese fünf yogischen Yamas und kommt auf seiner spirituellen Reise einige Schritte weiter.

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